Mitschriften II
Wir zitieren hier weiter aus Vorlesungsmitschriften des Karl Klumpfuss (Heinrich Gustav Hotho: Mitschriften der Vorlesungen des geschätzten, unterschätzten und unerschöpflichen K.Klumpfussens. Schönau-Grundhausen 1979), und setzen somit auf Verlangen vieler Hundert Leserinnen und Leser diese beliebte Rubrik fort.
Montag, den 23. Januar 1973, 10 Uhr, Raum 1005-A
(Vorbemerkung des Protokollanten: Der Raum ist völlig überhitzt, wie üblich fast leer, und wer da ist, studiert gelangweilt die Zeitung und schaut sich seine Kommilitoninnen bzw. Kommilitonen an. Allerdings hat die Stunde auch noch nicht begonnen. Karl Klumpfuss stürmt eben herein, windet sich mithilfe dreier jeden Montag Morgen zufälligerweise in der Nähe stehenden Kommilitoninnen aus seinem unförmigen Mantel, erwürgt sich wie üblich fast, als er den Schal auszuziehen versucht, knallt seine verschneite Tasche auf das schöne alte Holzkatheder, welches seit Klumpfuss hier liest, nie mehr wegzubringende Wasserflecken aufweist, und greift energisch in diese hinein, wühlt schnaubend darin herum und wendet sich schliesslich an die in der Nähe stehenden Kommilitoninnen: Juliajuttajohanna können Sie bitte in meinem Büro mein Manuskript holen, ich scheine es vergessen zu haben, hier (und er wühlt in seiner linken, dann in seiner rechten, dann in seiner Mappe) also hier nein hier nun ist der Schlüssel. Julia, Jutta und Johanna eilen dann wie üblich hinaus währenddessen Klumpfuss drei weitere Kommilitoninnen beauftragt, ihm einen Kaffee zu holen, da er ihn bedauerlicherweise vergessen habe, nein vielmehr habe er keine Hand mehr frei gehabt und auch keine Mark in der Tasche, er würde es aber ihnen spätestens am Sommerfest zurückzahlen. Zuversichtlich, dass alles auf bestem Wege sei, wendet sich Klumpfuss ans Auditorium, strahlt, räuspert sich und fragt, wo wir den stehengeblieben seien. Die wenigen nicht in wichtigem Dienst befindlichen Kommilitoninnen und Kommilitonen beobachten interessiert den Schneefall. Rettend stürzt in diesem Augenblick Jutta, Julia oder Johanna mit dem Manuskript herbei, welches sie vorige Woche aufgrund von einigen Stichwörtern Klumpfuss' sich aus den Fingern hatten saugen müssen. Jener dankt abwesend, ordnet, um auch noch seinen Teil beizutragen, die sich schon in der richtigen Reihenfolge befindenen Papiere, sodass er den Anfang verliert, und beginnt dann unbeirrt mit der obersten Seite. Jutta sagte mir nachher, es sei die zweitletzte gewesen, aber letzte Woche hätte er mit der letzten begonnen, fügte sie achselzuckend bei, und es sei auch so brilliant gewesen.) Ich höre (so beginnt Klumpfuss nun) wir haben über P. gesprochen die letzte Stunde, ist das richtig (zustimmendes Gemurmel. Jutta, Julia oder Johanna legt sich für ihr Versäumnis entschuldigend wieder diese Folie auf den Projektor auf). Die Seele, wie schon besagt, wollte er kennenlernen. Ich habe mich inzwischen, danke das sie fragen, auch an mein neues Hemd gewöhnt. Kennen Sie eigentlich diese neue Bar, die am Wochenende in unserer beschaulichen Kleinstadt eröffnet hat. Gerüchteweise heisst es ja schon, ich werde ihr bester Kunde sein, wie ich heute morgen in der Strassenbahn habe mitanhören müssen. Glauben sie das nur nicht. (Es klingelt) Na, das ist aber schnell gegangen. Wie die Zeit vergeht, wenn man arbeitet, nicht wahr. Wie er (Jutta eilt herbei und legt diese Folie auf) schon sagte, liegt das höchste Glück im Erkennen. Die Lektüre für das nächste Mal, und denken sie daran, wenn sie sich nicht vorbereiten, profitieren sie auch nicht von meiner Vorlesung, die Lektüre also werden meine Assistentinnen in den Ordner stellen. Bis nächste Woche.
Montag, den 23. Januar 1973, 10 Uhr, Raum 1005-A
(Vorbemerkung des Protokollanten: Der Raum ist völlig überhitzt, wie üblich fast leer, und wer da ist, studiert gelangweilt die Zeitung und schaut sich seine Kommilitoninnen bzw. Kommilitonen an. Allerdings hat die Stunde auch noch nicht begonnen. Karl Klumpfuss stürmt eben herein, windet sich mithilfe dreier jeden Montag Morgen zufälligerweise in der Nähe stehenden Kommilitoninnen aus seinem unförmigen Mantel, erwürgt sich wie üblich fast, als er den Schal auszuziehen versucht, knallt seine verschneite Tasche auf das schöne alte Holzkatheder, welches seit Klumpfuss hier liest, nie mehr wegzubringende Wasserflecken aufweist, und greift energisch in diese hinein, wühlt schnaubend darin herum und wendet sich schliesslich an die in der Nähe stehenden Kommilitoninnen: Juliajuttajohanna können Sie bitte in meinem Büro mein Manuskript holen, ich scheine es vergessen zu haben, hier (und er wühlt in seiner linken, dann in seiner rechten, dann in seiner Mappe) also hier nein hier nun ist der Schlüssel. Julia, Jutta und Johanna eilen dann wie üblich hinaus währenddessen Klumpfuss drei weitere Kommilitoninnen beauftragt, ihm einen Kaffee zu holen, da er ihn bedauerlicherweise vergessen habe, nein vielmehr habe er keine Hand mehr frei gehabt und auch keine Mark in der Tasche, er würde es aber ihnen spätestens am Sommerfest zurückzahlen. Zuversichtlich, dass alles auf bestem Wege sei, wendet sich Klumpfuss ans Auditorium, strahlt, räuspert sich und fragt, wo wir den stehengeblieben seien. Die wenigen nicht in wichtigem Dienst befindlichen Kommilitoninnen und Kommilitonen beobachten interessiert den Schneefall. Rettend stürzt in diesem Augenblick Jutta, Julia oder Johanna mit dem Manuskript herbei, welches sie vorige Woche aufgrund von einigen Stichwörtern Klumpfuss' sich aus den Fingern hatten saugen müssen. Jener dankt abwesend, ordnet, um auch noch seinen Teil beizutragen, die sich schon in der richtigen Reihenfolge befindenen Papiere, sodass er den Anfang verliert, und beginnt dann unbeirrt mit der obersten Seite. Jutta sagte mir nachher, es sei die zweitletzte gewesen, aber letzte Woche hätte er mit der letzten begonnen, fügte sie achselzuckend bei, und es sei auch so brilliant gewesen.) Ich höre (so beginnt Klumpfuss nun) wir haben über P. gesprochen die letzte Stunde, ist das richtig (zustimmendes Gemurmel. Jutta, Julia oder Johanna legt sich für ihr Versäumnis entschuldigend wieder diese Folie auf den Projektor auf). Die Seele, wie schon besagt, wollte er kennenlernen. Ich habe mich inzwischen, danke das sie fragen, auch an mein neues Hemd gewöhnt. Kennen Sie eigentlich diese neue Bar, die am Wochenende in unserer beschaulichen Kleinstadt eröffnet hat. Gerüchteweise heisst es ja schon, ich werde ihr bester Kunde sein, wie ich heute morgen in der Strassenbahn habe mitanhören müssen. Glauben sie das nur nicht. (Es klingelt) Na, das ist aber schnell gegangen. Wie die Zeit vergeht, wenn man arbeitet, nicht wahr. Wie er (Jutta eilt herbei und legt diese Folie auf) schon sagte, liegt das höchste Glück im Erkennen. Die Lektüre für das nächste Mal, und denken sie daran, wenn sie sich nicht vorbereiten, profitieren sie auch nicht von meiner Vorlesung, die Lektüre also werden meine Assistentinnen in den Ordner stellen. Bis nächste Woche.
hochzusammengesetzt - 24. Jun, 18:30