tierpark

Discontinued

nämlich ist ab Mai 2010 hochzusammengesetzt abgeschlossen und vorüber und nach Irrungen und Wirrungen an ein Ende gekommen.

Man darf erinnern, dass es ja übrigens exemplarisch sein zu sein scheint. Wie anders ist zu erklären: dass es HIER HIER HIER JA MAN KANN HIER DRAUF KLICKEN ES IST EIN HYPERLINK KENNEN DAS DIE JUNGEN HEUTE ÜBERHAUPT NOCH? bis in alle Ewigkeit aufbewahrt wird werden.

Oh, they don't go to sleep, quelle idée.

Eine thierisch und ekelhaft riechende und schmeckende, breyförmige, doch selten ganz breyförmige Masse

Während Otto Brodt sich noch immer in sein Studierzimmer zurückgezogen hat, und die Journalisten schon längst wieder sich anderen Dingen zugewandt haben, da die versprochene Revolution unserer zeitlichen Bewegungsfähigkeit ausgeblieben ist (wie die, die es immer schon gewusst haben, genau wussten, dass es der Fall sein würde), oder zumindest vertagt worden ist (wie mittlerweile selbst die wissen, die es nicht so genau wussten), betritt plötzlich Karl Klumpfuss wieder die Bühne mit einer fulminanten Sammlung von Sätzen aus biologischen Lehrbüchern des 19. Jahrhunderts. Freundlicherweise erlaubt uns der Verlag, hier nach und nach einige zu publizieren, wahrscheinlich weil sie sich erhoffen, auf diese Weise den Verkauf der 15 Stück starken Auflage anzukurbeln.

Der erste Satz also, aus dem Handbuch der empirischen menschlichen Physiologie, zum Gebrauche seiner Vorlesungen, von Johann Hermann Heinrich Ferdinand von Autenrieth, öffentlichen Lehrer der Arzneykunst in Tübingen, aus dem Jahr 1801:

"Durch diese vereinte Ursachen wird das niedergeschluckte in eine schleimigte, graulichte, thierisch und ekelhaft riechende und schmeckende, breyförmige, doch selten ganz breyförmige Masse verwandelt, die der Speisenbrey heisst." (mehr)

Übrigens, "gut zu wissen" (die Kollegen vom Blick am Abend erklären uns, dass man heutzutage solche Informationskästchen bieten müsse, den der Leser und die Leserin wollen heutzutage offenbar auch noch etwas lernen, und nicht nur unterhalten werden): Vom 15. September 1806 bis zum 3. Mai 1807 war der Dichter Johann Christian Friedrich Hölderlin in dem von Johann Hermann Heinrich Ferdinand von Autenrieth geleiteten Universitätsklinikum als vermutlich erster „Geisteskranker“ untergebracht. Hölderlin wurde im gleichen Jahr wieder als unheilbar krank aus dem Johann Hermann Heinrich Ferdinand von Autenrieth’schen Klinikum entlassen, von einem Bewunderer seiner Werke aufgenommen und bewohnte in dessen Haus 36 Jahre lang ein Zimmer im Hölderlinturm. (Oder so sagt man zumindest)

Gratispresse jubelt. Bezahlte Presse vorsichtig optimistisch.

In den Tagen nach dem inzwischen legendären Interview, welches die damals unbekannte Clarisse Bäcker in der Juni-Ausgabe 2015 der inzwischen leider eingegangenen Wissenschaft für Jederman mit dem damals unbekannten Otto Brodt führte, kochte die Presse wie schon lange nicht mehr.

Die Gratispresse jubelte vorbehaltlos und zitierte selbsternannte Experten von der Anthropologie bis zur Zytologie, welche ein neues Zeitalter heraufbeschwörten, die wichtigste Entdeckung seit Galileo Galilei, Günter Grass oder Greta Garbo feierten, ein neues Zeitalter heraufbeschwörten, von ökonomischen, ökologischen und önologischen Perspektiven fabulierten oder, man glaubt es kaum, ein neues Zeitalter heraufbeschwörten.

Die bezahlte Presse wartete zunächst ab, aber achtete darauf, dass sie bei jedem möglichem Ausgang der Sache es schon immer wurde gesagt gehabt haben.

"Es gilt abzuwarten," schrieb beispielsweise Justus Wönzel-von Ützel im Leitkommentar der Neuen Ziergarten Zeitung, "vorsichtig abzuwarten, das heisst: bereit zu sein die Gelegenheit, falls sich eine solche entgegen allem Anschein doch bietet, beim Schopf zu packen, sei dieser nun blond oder schwarzhaarig, aber grundsätzlich skeptisch zu sein gegenüber den überschwenglichen Versprechungen, die Otto Brodt und Konsorten überschwenglich versprechen.

Das ist eine Haltung, die sich überhaupt in allen Lebenslagen als Maxime des Handelns empfiehlt, und mit ihr ist unser Land immer gut gefahren, wenn auch linke Chaoten und rechte Scharfmacher allethalben zu Schnellschüssen und Schaumschlägereien raten.

'Ihr aber, ihr Brüder, seid nicht in Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb überraschen sollte', schreibt Paulus wie immer treffend in seinen Briefen an die ratsuchenden Thessaloniken. 'Lasset uns nun nicht schlafen wie die übrigen', fährt er fort, 'sondern wachen und nüchtern sein.' Diese jahrhundertealten Sätze bergen in sich eine tiefe Wahrheit, mit der, man kann es nicht zu oft wiederholen, unser Land immer gut gefahren ist. Es gilt das liberale Erbe zu pflegen und es freizuhalten von den Exzessen der jüngsten Zeit, die damit nichts zu tun haben."

Otto Brodt, Forscher.

Bitte, Herr Brodt, begann die Journalistin, erklären Sie für die Leser unserer Zeitung in drei Sätzen ihre revolutionäre Entdeckung.

Er sei sehr unglücklich, erklärte aber Otto Brodt, nur in diesem zweit-, um nicht zu sagen drittklassigem Blatt zu erscheinen, denn das werde der Tragweite seiner Entdeckung überhaupt nicht gerecht und er müsse es sich gut überlegen, ob er sie hier überhaupt ausbreiten solle. Immerhin müsse er davon ausgehen, dass die meisten der Leser sowieso kein Wort verstehen würden von dem, was er zu sagen hätte. Höchstens würden sie ihn missverstehen, aber das sei vielleicht noch schlimmer.

Jüngste Erhebungen hätten gezeigt, dass die Leser ihrer Zeitung sich überdurchschnittlich für neue wissenschaftliche Entwicklungen interessieren würden, protestierte die Journalistin. Und gereizt fügte sie an, dass er jetzt nur noch einen Satz habe, denn mit seinem eitlen Getue habe er schon zwei verbraucht.

Puf, sagte sie, weg sind sie. Sie machte eine illustrierende Handbewegung dazu.

Nun, sagte Brodt.

Nun nun nun, äffte ihn die Journalistin nach, seid ihr eigentlich alle so?

Brodt schwieg beleidigt.

Also gut, Sie haben zwei Sätze. (Schliesslich müssen Morgen die Seiten gefüllt werden mit irgendwas. Dummer Spinner.) Ich geben Ihnen einen wieder zurück. Aber mit zwei müssen Sie auskomme. Unsere Leser empfinden Antworten in mehr als drei Sätzen als beleidigend. Ich kann das auch sehr gut verstehen. Sie müssen sich in sie hineinversetzen. Sonst nichts zu lachen haben, und am Abend haben die Freunde einem wieder einmal nicht zu Wort kommen lassen, obwohl man es wie immer eigentlich am besten wusste, und nun sitzt man im Zug und aus der Mitte der Zeitung springt einem schon wieder so einer entgegen, der in Absätzen und Kapiteln spricht. Da kann einem schon einmal der Kragen platzen.

Brodt zuckte versöhnlich mit dem linken Augenlid, oder so zumindest interpretierte es die junge, sommersprossige Journalistin, die gerade ihren ersten Fall löste.

Bitte, sagte die sommersprossige Journalistin.

Stellen Sie sich einen Käfer vor, begann Otto Brodt, ein Käfer, der auf einer Wand umherkriecht. Nehmen Sie an, dass diese Wand, auf der unser Käfer (nennen Sie ihn Manfred, wenn sie wollen, aber das ist nicht so wichtig) umherkriecht, flach iist und unendlich gross. Käfer Manfred kriecht also dahin und dorthin, in alle vier Himmelsrichtungen, aber nie kriecht er hinauf oder hinunter. Die Idee der Ortsbewegung ist für ihn, wie Potz von Plotz das in einem anderen Zusammenhang höchst treffend formulierte, 'auf das Horizontale beschränkt'. Aber wir alle wissen, dass sie tatsächlich viel reicher ist. Meine revolutionäre Entdeckung (so fuhr Brodt in viel zu vielen Sätzen fort, und die Journalistin wurde von seinen Ausführungen langsam mitgerissen), ist dass wir so unsere Zeitbewegung zu denken haben. Sie ist beschränkt. Und der Grund, warum sie beschränkt ist, ist, wie ich in jahrelangen Forschungen herausgefunden habe, die Grammatik unserer Sprache, die nur vorher und nachher erlaubt. Sehen Sie, was wir haben ist lediglich die kümmerliche Abfolge von 'Ich hatte gesehen, ich habe gesehen, ich sah, ich sehe und ich werde sehen', und wenn alles gut geht, dann 'werde ich gesehen haben'. Lächerlich. Und sowas sollte schon alles sein? Es muss weite unberührte Gebiete geben, links und rechts unserer Zeit, die uns seit Jahrhunderten verschlossen sind, seit dem unseligen Tag, als unsere Vorfahren diese indogermanische Gossensprache zu sprechen begannen."

Gab es denn eine Zeit, in der die Menschheit Zugang zu diese Gebieten hatte?, fragte die Journalistin Professor Otto Brodt, einen Mittvierziger in braunem Jacket und etwas zu kurzen Hosen.

Brodt räusperte sich und nahm dann einen Schluck aus dem bereitgestellten Wasserglas. Ich vermute es, sagte er, verschluckte sich ein wenig, und fuhr dann fort, dass er noch nicht habe zeigen können, dass eine Grammatik wie die unsere notwendigerweise eine Schwundstufe einer reicheren darstelle, welche, wie er es nenne, Quertemporalität beinhalte. Könnte man das nämlich zeigen, wäre erwiesen, dass diese Gebiete schon einmal besiedelt gewesen sind.

Am nächsten Tag wurde das dann gedruckt und rief ein breites Echo hervor.

zweistündiges nervöses Blättern

Jedes Buch strebt danach, wieder dahin zurückzukehren, wo es gekauft wurde. Als ich mit diesem hier, sehen Sie es sich ruhig an, ein gutes Buch, wenn auch die Sätze viel zu verschachtelt sind als dass man sie mit Genuss lesen könnte, als ich also damit an der Buchhandlung vorbeikam, in der ich es eine Woche vorher – nach langem hin und her, denn ich konnte mich für keines wirklich erwärmen und nahm dieses schliesslich nur, um nicht nach zweistündigem nervösen Blättern ohne Kauf hinauslaufen zu müssen mit den brennenden Blicken der Buchhändler auf dem Rücken – als ich also damit an der Buchhandlung, in der ich es gekauft hatte, vorbeiging, nichtsahnend vorbeiging, muss man beifügen, denn zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von diesem seltsamen Verhalten der Bücher, begann es in meiner Tasche wie wild auf und ab zu springen und seine Seiten rauschten und flatterten so laut, dass die Passanten sich feindselig oder vielleicht auch nur neugierig nach mir umzudrehen begannen. Ich presste die unruhige Tasche fest an meinen Körper, versuchte aber mir sonst nichts anmerken zu lassen, bestimmt kennen Sie solche Situationen, und ging eilig weiter.

Die linkszeitlichen Gebiete II

Man schwieg erwartungsvoll, als er aufstand.

Aussenstehenden, wären solche dabeigewesen, wäre das erstaunlich vorgekommen, denn er war unscheinbar, äusserst unscheinbar sogar, so unscheinbar, dass darf man ohne Übertreibung behaupten, dass er oftmals gänzlich übersehen wurde: Niemand hielt ihm die Türe auf, nicht nur in Deutschland nicht, wo das sowieso niemand tut, sondern auch in der Schweiz, wo die Menschen gerne auch ein paar Minuten lang die Türe aufhalten bis dann doch endlich noch jemand kommt, wenn auch nur um diesem dann ein vorwurfsvolles "Bitte" entgegenzuschleudern, vor dem dieser überhaupt die Gelegenheit hatte, sich zu bedanken. Stundenlang sass er in Restaurants, während um in herum auf- und abgetragen wurde. Stundenlang stand er auch an den Tresen einer Bar in der vagen Hoffnung, doch noch irgendwann ein Bier bestellen zu können. Sogar der Bewegungsmelder übersah ihn, und er musste des Nachts im Finsteren seinen Weg ins Büro finden.

Ich freue mich sehr, hob unscheinbare Redner an, hier vor einigen der besten Köpfe unseres Faches einige Überlegungen vorzutragen.

Die zwei lockenköpfigen Studenten, die eine weite Reise auf sich genommen hatten, um drei Tage lang ohne mit jemanden ein Wort zu wechseln in der Ecke zu sitzen und eifrig zu notieren, kniffen einander begeistert gegenseitig in den Arm.

Amanda Panda schlug aufmerksam ihre Beine übereinander.

Joachim Wicht spitzte aufmerksam seinen Bleistift.

Ridikül Dreher notierte aufmerksam alles, was er für relevant erachtete, und das war ziemlich viel.

Nur Anton Elbert stand auf und holte sich einen Kaffee.

Vorausschicken möchte ich ein paar allgemeine Bemerkungen: Die meisten in unserem Fach vertreten eine sogenannte Position. (Das Publikum lachte verständnisvoll. Man war unter sich.) Sie verbringen, erklärte er, den grössten Teil ihrer Zeit damit, an einem eindrucksvollen Namen für ihre sogenannte Position herumzutüfteln, die nur kitzelklein von anderen sogenannten Positionen abweicht, aber eben in entscheidender Weise abweicht.

Meier, beispielsweise, vertritt seit neustem nicht mehr einen starken, sondern nur noch einen halbstarken sublunaren Selenismus. Maier progagiert den militanten epistemologischen Fiktionalismus, der anders als man bisher meinte keineswegs eine anapästische Ontologie impliziere (und einem auch nicht zwangsläufig in Untersuchungshaft bringt), sondern durchaus vereinbar sei mit einem naiven Hyper-Realismus. Und Mayer, Mayer hat nun nach Jahren doch noch dem libertaristischen ontologischen Monetarismus abgeschworen (angeblich sein Ferienhaus im Tessin angezündet worden ist), und huldigt nun dem inkompatiblen Inkohärentismus.

Das Publikum johlte.

Die beiden lockenköpfigen Studenten sprangen auf ihren Stühlen auf und ab.

Ridikül Drehers Hand flog nur so übers Papier, so dass sich kleine Rauchwölkchen bildeten und er beinahe seine Notizen abbrannte.

Joachim Wicht stach sich versehentlich in die Hand und dann noch einmal absichtlich seinem Nachbarn Anton Elbert, welchen er nicht leiden konnte.

Amanda Panda schlug ihre eindrucksvollen Beine übereinander.

Wir hingegen, sprach der Redner weiter, verzichten auf eine sogenannte Position und widmen uns ganz bescheiden – der Wahrheit. Er schaute hilfsuchend zu Amanda hinüber, die ihn bezaubernd anlächelte. Die Wahrheit, stammelte er nun plötzlich, fing sich aber rasch wieder, die Wahrheit … nun ja, ich bitte euch, nach meinem Vortrag keine Kritik anzubringen, sondern nur Klärungsfragen zu stellen, denn schliesslich ist es ein analytischer Satz dass die Wahrheit nicht falsch ist, und also gibt es an der Wahrheit nichts zu kritisieren.

Ich bin in den letzten Jahren mehr und mehr auf ein erschreckendes Phänomen aufmerksam geworden. Die Grammatik unserer Sprache, die ja, wie wir alle wissen, zugleich auch die Grammatik des Denkens und des Seins ist, ist willkürlich beschränkt. Unsere Möglichkeiten Zeitliches auszusagen sind sehr mager. Wir können in unseren Aussagen nur über den Zeitpunkt der Aussage hinausgreifen und vermuten was sein wird, oder zurückblicken und berichten was gewesen ist. Hat man den Zusammenhang zwischen dem Denk- und Sagbaren und dem Wirklichen erst einmal vor Augen, wird man daher realisieren, zu was für einer verkümmerten Welt diese Beschränkung auf das blosse Vorwärts und Rückwärts führt.

Und wir dürfen nicht vergessen, dass wir im Vergleich zu anderen noch komfortabel dastehen. Der Schweizer beispielsweise kennt nicht einmal das Präteritum! Er kann von einem X, das geschehen ist, kein Y unterscheiden, dass geschah. Für ihn ist die Vergangenheit ein unstrukturiertes Ist-Gewesen.

Geht einmal in der Mittagspause durch die Strassen und hört dem Schweizer zu. Das ist gewesen, wird er sagen, und dies ist gewesen, wird er hinzufügen, und dann bedenken dass auch jenes gewesen ist. Denn bedenken tut er vieles. Es wird aber jedem sofort auffallen, dass ihm bei allem was er sagt die ordnende Hand des War fehlt.

Übrigens ist dies auch ihm bewusst, wenn auch undeutlich-tierhaft, und es äussert sich in einer gewissen Verstocktheit, die er zu Tage legt.

Will man von ihm etwas über die Vergangenheit hören, so sagt er hilflos: Es ist gewesen.

Fragt ihn einmal über Nazigold aus. Er wird mit den Schultern zucken und sagen: es ist gewesen. Wir hingegen haben die Vergangenheit gründlich aufgearbeitet, und die Möglichkeit dazu liegt in der Unterscheidung von dem, was gewesen ist von dem, was war.

Nicht zufälligerweise unterscheiden sich "war" und "wahr" nur in einem Buchstaben, und einem unwichtigen dazu.

Aber gleichwohl, "war" und "wahr" unterscheiden sich. Das ist der Punkt, den ich machen will und mit dem ich schliessen möchte: Die Beschränkung auf Vorwärts und Rückwärts ist willkürlich. Es liegt nicht schon im Begriff des Zeitlichen als solchem dass die Zeit eine kümmerliche und erst noch in nur eine Richtung führende Linie bildet, eine "schäbige, und erst noch unendliche lange Einbahnstrasse, an der ich verzweifelt die Wohnung meines Freundes suche", wie Bergson in einem hellsichtigen Moment schrieb, oder vielleicht war das auch Borges.

Rai Uno

zum Tag der Arbeit

Brutal ist das, sagte er mit Nachdruck, total abartig ist das. Ja, sagte sie. Eine Schweinerei ist das, sagte er, gegen diese Sauerei, gegen die muss man was tun. Die sollen endlich einmal was dagegen tun, statt immer nur zu reden. Ja, sagte sie, ja ja ja.

Und dann schwieg sie bedrückt, denn es war wirklich, wie er sich sehr treffend ausgedrückt hatte, brutal und "total abartig". Oh ja, das traf es ganz genau, den Nagel auf den Kopf hatte er getroffen und passend war's wie die Faust aufs Auge passt und die Westküste Afrikas in die Ostküste Südamerikas.

Dann schwiegen sie beide und schauten etwas umher, nur gab es leider nichts zu sehen. Ja, sagte sie nochmals. Und das war besser, das dachte im Übrigen auch er, als einfach zu schweigen. Man soll, gerade heutzutage, nicht auf den Mund gefallen sein. Ja, sagte sie, den Nagel hast du genau ins Auge geschlagen.

Ja, sagte er, das habe ich.

Und wie du das hast, sagte sie.

Und wie ich das habe, sagte er.

Passivkonstruktionen machen depressiv.

Die Pirahã, ein kitzelkleines Völklein irgendwo im Urwald, "lachen und lächeln am meisten von allen untersuchten Völkern; Depression und Suizid kommen nicht vor. Sie wünschen sich nicht, mehr zu besitzen oder anders zu leben. Sie haben keine Zukunftsträume und jammern nicht über die Vergangenheit" (so Der Bund vom 15. April).

Das bemerkenswerte Glück dieser guten Leute wird zurückgeführt auf ein schönes Prinzip namens "Immediacy of Experience", welches in einen griffigen Slogan fassen soll, dass sie immer nur im Augenblick leben und sich um vorher, nachher, anderswo und jenseits nicht kümmern.

Das führt zum Beispiel dazu, dass sie für Jesus nicht im geringsten erwärmen können.

Pirahã: "Hast du ihn gesehen, welche Hautfarbe hat er, wie gross ist er?"
Forscher: "Weder ich noch andere haben ihn gesehen."
Pirahã: "Also niemand, den du kennst, hat ihn gesehen? Warum erzählst du uns dann von ihm? Wir würden nie über etwas sprechen, wofür wie keine Beweise haben."

Aber das nur nebenbei.

Das schöne Prinzip manifestiert sich nämlich gar nicht primär in ihrem Unverständnis der Wahren Lehre gegenüber (so tragisch dies natürlich auch ist), sondern in ihrer Sprache, nämlich darin, dass sie "keine Passivkonstruktionen, keine Nebensätze und keine Koordinationen" haben.

Der Zusammenhang ist offensichtlich und sonnenklar und wird von jedem vernünftigen Menschen problemlos eingesehen werden: Wenn man nicht sagen kann, dass man mehr hatte als man hat, kann man es nicht denken und also ist zum Beispiel ein Kurssturz an der Börse für einem nichts.

Der Historiker Dr. Manfred Gohbels, ein freundlicher alter Deutschamerikaner mit markanter Nase, wässerigen Augen und leicht abgehackter Diktion, ist auf jeden Fall ob diesen Einsichten (so konnte man tags darauf in einer anderen Zeitung lesen) hellauf begeistert: "Endlich empirische Belege für meine These, dass wir den Krieg verloren haben, weil unsere Schulmeister es versäumten, den strammen Burschen auch Grammatik beizubringen. Was nützten uns strohblondes Haar und stramme Waden ohne Plusquamperfekt? Wer glücklich ist, kämpft nicht gut! Wir haben versagt, weil wir das uns von unseren Altvorderen überlieferte Potential der deutschen Sprache – im Übrigen die einzige Sprache neben dem Altgriechischen, welches dieses Potential in sich birgt – nicht genügend nützten."

on the same morning, or a couple of days later, on the terrace.

Du bist nicht angemeldet.

oh, they don't go to sleep, quelle idée.

Discontinued
nämlich ist ab Mai 2010 hochzusammengesetzt abgeschlossen...
hochzusammengesetzt - 14. Sep, 20:37
So, so. Wieder heimlich...
So, so. Wieder heimlich am Schreiben.
nuss - 25. Mai, 13:39
Eine thierisch und ekelhaft...
Während Otto Brodt sich noch immer in sein Studierzimmer...
hochzusammengesetzt - 23. Mai, 19:21
zum Tag der Arbeit
Brutal ist das, sagte er mit Nachdruck, total abartig...
hochzusammengesetzt - 24. Aug, 00:35

dostoevski liked it with raspberry syrup.

reconstruct the deepest past.

 

stop saying 'the player'. it is either you or me.

Online seit 6299 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 14. Sep, 20:37

firmly outlined with the point of a stick.

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