tierpark

into me out of me

Das Begehren sticht, und beängstigt zuweilen, sagt Nastassja.

So hat es vielleicht geendet. (Währenddessen schneit es draussen und wir kommen hier vielleicht nie mehr raus.)

Das Begehren sticht, und beängstigt zuweilen, sagt Nastassja. Wir sprechen ab und zu miteinander, über dies und das und über solches. Die Zeit vergeht dabei, und es ist uns beiden angenehm. Es zuckt im Magen, sagt sie, und zwickt im Herz und zwackt von deinem Verstand die eine oder andere Ecke ab.
Es ist eine alte Geschichte, sagt Nastassja, und sie handelt zugleich von mir – von ihr, wollte ich sagen. Du kennst sie doch?
Vom Nebentisch schaut eine herüber. Sie hat enganliegendes schwarzes Haar, ein breites, stumpf zugespitztes Gesicht und eine Brille mit feinem schwarzen Rand; sie ist stämmig und stampft mit einem kleinen schwarzen Lederrucksack bewaffnet durch die Stadt. Wir ignorieren sie natürlich.
Es war ein heisser Sommertag, beginnt sie, im Raum wird es still. Mir ist es etwas unangenehm, doch sie fährt unbeirrt fort: Heiss, sagte sie, ein Regen hätte der Stadt wieder einmal gut getan; und wenige Tage später kam er dann auch, mit solcher Wucht, dass der aufgeschwollene Fluss an vielen Orten übers Ufer trat und drohte, einige ältere Damen mitzureisen, die am Bord ihren Nachmittagskaffee einzunehmen im Begriff waren.
Während wir balancierten auf dem Geländer, tief unten Verkehr und Strassenbahnen durchrauschten und ohrenbetäubend die Kirchglocken schwangen, mussten wir uns plötzlich aneinander halten. Vielleicht war es auch aufgrund der Anstrengung, das mein Gesicht rot wurde.
Bald nach diesem Geschehen lud ich wieder ein: er möge mich doch besuchen. Ich hätte Wein. Meine Haare würden ihm den Weg leuchten, denn die Nacht, sagte sie, sei zappenduster.
Wolken zogen auf und das Licht wurde eigentümlich silbrig unter dem schwarzen Himmel.
Ich muss noch erwähnen, unterbrach mich Nastassja, dass sie eine kleine gemütliche Küche besitzt, in welcher französische Chansons spielen. Es verleiht ihr ein je ne sais pas quois: ihre Stimme wird französisch und ihre Augen bekommen einen matten Glanz; aber vielleicht ist es auch der Rauch, den ihre Lippen zu Bildern formen, welche im Raum stehenbleiben für Stunden. Vielleicht ist ihre Stimme rauh geworden vom Rauch. Ach, beginne ich; es ist ja das Übliche. Ich muss das Telefon ausstecken, spricht sie einfach weiter, im Hintergrund einige Räusper, ich muss das Telefon ausstecken, dieses selbstsichere Klingeln halte ich nicht aus; insbesondere nicht am frühen Morgen wenn die Haut langsam warm wird und man benommen seine Glieder sucht.
Es ist also, resumiert Nastassja, wie du siehst, eine alte Geschichte: der Sommerregen, und wie ich auf dem Balkon stand und mich besinnungslos trank. Die Luft war dick und zäh. Meine Kleider klebten an meinem Körper.
Deine Brustwarzen zeichneten sich unter dem dünnen Stoff nur zu deutlich ab.
Tief unten rauschte der Verkehr, dort unter den Dächern war es tagsüber beinahe unerträglich. Doch nach Sonnenuntergang tranken wir kalten Weisswein, und während auf der Strasse die Passanten durch die schwere, eingesperrte Abendhitze zu wütenden Ausfällen getrieben wurden, spürte ich im Lauf des Abends, wie sich auf deiner Haut die Haare aufstellten.
Einige verliessen verstört den Raum. Das Stämmige rollte ihre Augen und notierte sich etwas in ihr mit schwarzem Leder eingebundenen Büchlein.
Als in jenem Jahr die Strassen von den Fluten bedeckt wurden, bin ich gleich bei ihr geblieben, auf dem Dach haben wir dem Wasser zugeschaut, wie es stieg und wie aufgeregte Schwärme von Hubschraubern wichtige Leute holen kamen und wie nach und nach auf Booten die anderen wegfuhren; in die Berge, sagten sie; und als sie uns mitnehmen wollten, versteckten wir uns auf dem Dachboden, im halben Tageslicht, welches durch die Glasziegel fiel, auf einer Decke liegend; und als der letzte Motor in der Ferne verklang, umarmten wir uns.
Jemand lachte.

Pathos sei wieder populär, hört man. (Neurobiologie auch. Im Übrigen auch hier in diesem Blog.)

Das Gewissen darüber nicht mehr.

Sie küsste ihn flüchtig auf den Hals. Er sass vornübergebeugt über Bücher und Papiere. Es war schon 3 Uhr nachts. Er dachte vergeblich nach. Er starrte auf Buchstaben als ob sie Bilder wären.
Er würde das Haus nicht mehr verlassen, würde in seinem Zimmer sitzen, würde das Unglück beweisen, die Niederträchtigkeit, die Gemeinheit des Menschenwesens. Es war zwei Uhr Morgens, er schlug Wönzel-von Ützels Die Vernunft ist die Beste wieder auf und lass bis zur Erschöpfung um fünf Uhr früh. Immer noch an seinem Schreibtisch sitzend wachte er auf, um neun Uhr Morgens, geweckt von den Sonnenstrahlen auf seinem unrasierten Gesicht.
Sie küsste ihn flüchtig auf den Hals, sie roch nach Frau und auch nach Rauch und nach Bar und sie sagte, dass sie schlafen ginge. Er sagte dass er auch komme, dass er müde sei, ungeheuer müde, seit Tagen und Wochen schon, und dass es schön sei sehr schön sei, sie zu sehen.
Nicht nötig, sagt sie, ich geh erst mal duschen, und er wusste nicht genau, was nicht nötig sei. Still und kurz machte er dann Liebe mit ihr. Sie genoss die warme Vertrautheit, und er ihren Geruch, die Wärme ihres Körpers, der unter ihm lebendig war, der sich an ihn schmiegte nachher, ihre Schamhaare, die weich und ihn ganz leicht kratzend auf seinem Bein lagen. Er wusste nicht, wo sie eben gewesen war. Sie hatte aber das Gewissen darüber nicht mehr. Es war schon lange so. Man vergisst.
Die feingewebliche Untersuchung seines Hirngewebe zeigt einen Mangel an Nervenfasern und Nervenverbindungen im Bereich der Amygdala, des Hippocampus und anderen limbischen Strukturen, des Temporallappens und der frontalen Hirnregionen, weiter auch andere Auffälligkeiten der Mikrostruktur.
Er geht durchs Gebirg. Er wühlte in ihrem vom Duschen feuchten Haar. Es roch noch immer nach Rauch.
Er wusste ihre Erschöpfung bloss falsch zu deuten.
Er schlief ein. Er wachte auf. Er stand auf, wusch sich, bereitete das Frühstück vor und wartete lange, bis er sie dann zu wecken versuchte, wieder und wieder, und sie sich umdrehte und ja sagte, ja gleich, ich komme gleich, und auf der anderen Seite wieder einschlief. Aber man muss ja auch vögeln, nicht? Sexparties. Das ist wichtig.
Der Toaster spuckte Brotscheiben aus. Der Kaffee dampfte. Sie drehte sich auf dem Absatz um. Er dachte nichts, schon seit Tagen nichts, schon lange nichts.
Die Positronen-Emissionstomografie zeigt eine verminderte Aktivität seines Frontalhirns.
Bislang wurde jedoch nicht geklärt, ob es sich bei der beschriebenen Veränderung um eine verminderte Aktivität des frontalen Cortex handelt oder nur um seine verminderte Aktivierbarkeit aufgrund einer krankheitsbedingten erhöhten Basisaktivität.

Er wühlte in ihrem vom Duschen feuchten Haar. Sie roch noch immer nach Rauch, und immer mehr nach Frau. Er atmete ein.
Er wachte auf und erhob sich vom Schreibtisch, die Papiere unordentlich darüber verteilt, kein System mehr, schon lange nicht. Die Nacht dauert an, er ans Fenster, er in der Küche: trinkt und trinkt noch ein Glas. Wieso nicht noch ein Glas. Ihr Körper, der unter ihm lebendig war. Nicht nötig, hatte sie gesagt, ich geh erst mal duschen. Still und kurz hat er dann Liebe mit ihr gemacht.

Mundverwendungen.

"Die Verwendung des Mundes als Sexualorgan gilt als Perversion, wenn die Lippen (Zunge) der einen Person mit den Genitalien der anderen in Berührung gebracht werden, nicht aber, wenn beider Teile Lippenschleimhäute einander berühren." (Freud: Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie)

Menschen essen.

Man kann zwischen zwei Gesellschaftsformen unterscheiden: "denjenigen, welche die Anthropophagie (Menschenfresserei) praktizieren, also in der Einverleibung gewisser Individuen, die furchterregende Kräfte besitzen, das einzige Mittel sieht, diese zu neutralisieren oder gar zu nutzen; und derjenige, die - wie die unsrige - eine Haltung einnimmt, welche man als Anthropemie (von griech. emein, erbrechen) bezeichnen könnte. Angesichts ein und desselben Problems haben diese letzteren Gesellschaften die umgekehrte Lösung gewählt, nämlich jene gefährlichen Individuen aus dem sozialen Körper auszustossen und sie zeitweilig oder für immer in eigens für diesen Zweck bestimmten Einrichtungen zu isolieren und von der Berührung mit anderen Menschen auszuschliessen. Den meisten Gesellschaften, die wir primitiv nennen, würde diese Sitte tiefen Abscheu einflössen; sie würde uns in ihren Augen mit derselben Barbarei behaften, die wir ihnen aufgrund ihrer symmetrischen Sitten anzulasten versucht sind." (Lévi-Strauss: Traurige Tropen)

Tiere essen.

Der Zweifel am Sein der Dinge bringt zur Verzweiflung. "Auch die Tiere sind nicht von dieser Weisheit ausgeschlossen, sondern erweisen sich vielmehr, am tiefsten in sie eingeweiht zu sein; denn sie bleiben nicht vor den sinnlichen Dingen als an sich seienden stehen, sondern verzweifelnd an dieser Realität und in der völligen Gewissheit ihrer Nichtigkeit langen sie ohne weiteres zu und zehren sie auf." (Hegel: Phänomenologie des Geistes)

on the same morning, or a couple of days later, on the terrace.

Du bist nicht angemeldet.

oh, they don't go to sleep, quelle idée.

Discontinued
nämlich ist ab Mai 2010 hochzusammengesetzt abgeschlossen...
hochzusammengesetzt - 14. Sep, 20:37
So, so. Wieder heimlich...
So, so. Wieder heimlich am Schreiben.
nuss - 25. Mai, 13:39
Eine thierisch und ekelhaft...
Während Otto Brodt sich noch immer in sein Studierzimmer...
hochzusammengesetzt - 23. Mai, 19:21
zum Tag der Arbeit
Brutal ist das, sagte er mit Nachdruck, total abartig...
hochzusammengesetzt - 24. Aug, 00:35

dostoevski liked it with raspberry syrup.

reconstruct the deepest past.

 

stop saying 'the player'. it is either you or me.

Online seit 6306 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 14. Sep, 20:37

firmly outlined with the point of a stick.

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