Augen sind eigentlich mehr ein literarisches Phänomen. In Wirklichkeit: hie und da eine geplatzte Ader, etwas Schlaf im Winkel, die Tusche vielleicht verlaufen vom Regenwetter, entgegen allem, was die Werbung sagt. Werbungen lügen auch manchmal. Manchmal wird auch ein ganzes Land vollgepflastert mit einer Werbung für z.B. ein Auto. Da ist man doch extra in die BRD eingetreten und's gibt doch nur Einheitsbrei. Die Augen auf jeden Fall können gleichwohl manchmal beeindrucken, wenn sie auf und zu klappen und sogar auch lachen können. Die Augen können natürlich auch lügen, da muss man auf der Hut sein.
Wobei worüber ich hier schreiben will nicht literarische Phänomene sind, sondern vielmehr reale, welche
vielleicht auch in Blogs wie diesen unbemerkt ihren Niederschlag finden und fröhlich reproduziert werden.
Die Regression.
Da ist zum Beispiel dieses Theaterstück gewesen, in welchem sich alle jungen gutaussehenden Frauen an diesen dicken und mächtigen Herrn geworfen haben und er mit jeder ins Bett ging und gleichwohl oder vielleicht auch deswegen ungeniessbar blieb bzw. wurde. Statt aber Kritik durch Darstellung oder sonstwie zu betreiben wird daraus ein klamaukiges Lustspiel gemacht, sodass die Damen und Herrn in Anzug und Abendkleid sich im Geiste genüsslich auf die Schenkel klopfen und tatsächlich leise hüsteln und zum Nachbarn rüberzwinkern.
Zur
neuen Biederkeit übrigens hier, auch sehr lustig aber doch nur zu wahr. Ein anderes Mal vielleicht auch zur
Religion, welche wohl auch zur Regression zählt, wenn man mich fragt, zumindest in gewissen im Moment beliebten Formen jedweder Couleur.
Die Strasse: nicht mehr Begegnungsort, vielmehr bloss noch zwischen A und B. Coffee to go in der zielstrebig vor sich hingestreckten Hand. Aus einer Vogelperspektive eine Choreografie von in- und auseinanderwebenden Bahnen.
Der Blick erstaunlicherweise offen und neugierig, auch Frauen schauen schamlos hin, ganz anders als, wie man mir sagt, in Japan, oder in Zürich.
Die Stiefel: seltsamerweise auf kniehöhe auseinander und um die Beine flatternd. Was macht man, wenn es in Strömen regnet? Ich gestehe meine etwas konservative Vorliebe für die enganliegenden, die so wunderbar kombiniert sind mit ebensolchen Jeans.
Der Schnauz: ist definitiv wieder am kommen.
Das Telefon: schon eine Weile endgültig personen- und nicht mehr ortsgebunden. Pausenlos klingelnd und summend. Sehr schön wenn Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln zwei- oder dreimal das selbe Gespräch führen. "Hei, was machst du Morgen. Du Olaf/Jürgen/Elfriede/Johanna-Beata, ich hab noch Karten für..., wenn du Lust hast also nur. Nun ja, du hast also Lust schon aber Zeit nicht/Zeit schon aber Lust nicht." - "Hei, der Urlaub war wunderbar. Sandstrand, Meer, All inclusive natürlich. Nein. Eben angekommen. Jetzt natürlich eine Currywurst. Haha. Ha. Ja. Genau. Wunderbar. Ganz genau wie im Prospekt. Nein nein, nur ein kitzelkleines bisschen Abflussrohr, aber wirklich ganz weit weg vom Strand, man sah es kaum und roch es auch nur manchmal. Riesige Kracken, ich sage dir, besser nicht ins Wasser, dafür gabs einen Pool. Nein nein, das war ganz wunderbar. Ist mir sowieso lieber so. Salz im Wasser ist doch sowieso ekelhaft, und Rosmarie/Angelika-Gloria/Justus/Claude-Heinrich-Otto verträgt das sowieso nicht, weisst du. Der/die Ärmeste/r. Haha. Nein nein, wunderschöne Mädchen/Männer. Haha. Natüüürlich nicht. Haha. Ha. Ha. Nun gut. Ha. Ja. Nun. Nein. Ok." etc.
Die Perspektive dabei gnadenlos subjektiv und literarisiert. Gelegentlich ein objektiverer Versuch.