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MUNDGETÖTETE WERDEN WEGGESTARRT.
demnächst
auf sms.
(solches, zum Beispiel)
Wenn ich müde bin, oder wenn es mir nicht gut geht, wenn ich traurig oder verstimmt und missmutig bin, erzähle ich mir selbst, was ich gerade tue. Das ist natürlich total überflüssig, da ich ja weiss was ich tue. Vielleicht kommt es davon, dass ich zuviel schreibe, und so ständig schon auf der Suche nach einem Text bin. Oder davon, dass etwas nur noch real scheint oder Gültigkeit besitzt, wenn es erzählt, nicht aber wenn es erlebt wird. (Ähnlich vielleicht der Glaube, es sei ja ok, man könne ja einfach Apfel+Z drücken und dann habe man es Rückgängig gemacht. Bis man dann merkt, dass man ja gar nicht vor dem Computer sitzt.)
Wenn ich müde bin und morgens unter der Dusche bin, habe ich mein Denken oft nicht unter Kontrolle, und Fetzen von Gedachtem, Gehörtem, Gelesendem, Geträumten und Bevorstehendem wirbeln durcheinander. Das verstört mich total. Bin ich das überhaupt noch, was da unter der Dusche steht und müde ist?
Kennen andere das auch, oder stimmt mit mir was nicht?
Heute habe ich gedacht dass... Ich finde... Ich meine... Also wirklich, für mich sonnenklar ist, dass... Heute bin ich müde, darum sage ich nur... Dieses süsse Mädel, welches... Ich... und ich... und dann ich... darum ICH... ICH... ICH...
Ist der Blog der junge Bruder der privaten Homepage, welche es früher Mal einstmals vor Urzeiten einmal gab, vollgekleistert von Fotos und launigen Texten über und von: ich und mein Hund, ich und mein Schatz, ich und mein Haus, meine Hobbys, mein Auto, mein Fernseher. Ich. Hallo Welt. HALLO WELT! ? Nur kommt er noch intimer daher, noch banaler und versteckt hinter technischer Raffinesse eines Redaktionssystems, verkauft als moderner Lifestyle, als Pop, und ist dabei vielleicht bloss schäbiger Ersatz für öffentliche Relevanz und privates Leben.
Um es zu präzisieren: warum täglich irgendwelche hermetische Äusserungen online stellen; interessiert das jemand, interessiert es den Verfasser selbst? ist es nicht so, dass wenn man sich Zeit nehmen würde, um sich zu artikulieren, um das bloss angedachte und angeschriebe Thema oder Problem auszuformulieren, man viel zu kritisch werden würde, um es so mir nichts dir nichts zu verkünden (obwohl man das sonst auch immer tut in Gesprächen; vielleicht hat bloss die Schriftlichkeit ihren Sonderstatus verloren), man auf dem Stift rumzukauen beginnen würde bzw. in Gedanken versunken Asche auf die Tastatur streuen und sich die Finger an der heruntergebrannten Kippe verbrennen würde; der Latte kalt werden würde im schönen Berliner Lokal mit Zürcher Preisen, und auch der nette Flirt mit der Schönen gegenüber ausfallen würde, weil man zu versunken wäre. Statt dessen also flott getippt und klick - "veröffentlicht".
Dies ist keine Zitatensammlung, sondern ein Zusammenstellen von Material. Sex und Verzweiflung äussern sich beide in Mundverwendungen. Das ist zumindest schon hervorgegangen. Vielleicht muss man einander aufessen, um sich wirklich nahe zu kommen. Leider verschwindet man dann. Falsche Objektwahl.
Vielleicht lieber mal "Themapause", wie ich letzthin jemand hörte sagen; ein schönes Wort, wie ich fand. Themapause.