Besseren Zustand.
Ein neues Buch soll hier vorgestellt werden. Karl Klumpfuss im Gespräch mit Kai Kiste (Kargo/New Mexico 2007) basiert auf Gesprächsnotizen (protokolliert von Kai Kistes Ehefrau Gretel) aus dem Jahre 1975-77 während der beiden Aufenthalt in Santa Monica. Ein anregender Text voller latenten Ehekrisen, versteckter Homosexualität und ironischem Re-enactment. Wir publizieren einen Auszug:
Die Herren rauchen schon seit dem frühen Morgen heftig Pfeife und diskutieren über das Ende der Menschheit. Im 3minuten Takt starten Jets vom nahen Flughafen, nun noch dieser blutrote Sonnenuntergang; man versteht ja ihre Aufregung. Kiste (mein Gemahl) insbesondere gelangt immer wieder zu der von ihm als einzig möglicher Lösung der mannigfaltigen Weltprobleme angesehenen Einfall (den er mit wildem Augenrollen vertritt), es reiche nun also endgültig und es gäbe nur eines, und alle Demonstrationen (seine Stimme wird laut und lauter und überschlägt sich schliesslich) gegen den Atomtod seien, wenn man ehrlich war, für das Anliegen der Gerechtigkeit eher hinderlich gewesen. Klumpfuss, der offenbar nicht zuhört, schnipst eben mehrmals mit den Fingern, steht dann endlich seufzend auf und holt drinnen an der Bar zwei Martini Dry. ‘Moment von Utopie’ – wendet er sich dann nach seiner Rückkehr mir zu in jenem Telegramm-Stil, den er in diesen letzte Wochen, in denen wir täglich im Garten sassen und an ihrem Buch arbeiteten, sich zugelegt hat – ‘Moment von Utopie: wenn ausgebeuter Puerto-Ricaner auf lässiges Schnipsen hin einen Drink bringt. Im Spätkapitalismus mit Menschenrechten, Gewerkschaften und anderen Affirmationen des schlechten Ganzen verschwindet mit jener Ausbeutung auch jede Hoffnung auf besseren Zustand.’ Kiste verzieht währenddessen den Mund, überlegt es sich dann doch anders, lehnt sichtlich behaglich sich zurück, fischt die Olive aus dem Drink, den Klumpfuss ihm gebracht hat, klaubt noch kauend eine Zigarette aus einer zerknitterten Packung und schlägt vor, man könne heute doch noch ans Meer fahren, die Sommermode komme, dies nur nebenbei, auch jedes Jahr mit weniger Stoff aus als ehedem.
Die Herren rauchen schon seit dem frühen Morgen heftig Pfeife und diskutieren über das Ende der Menschheit. Im 3minuten Takt starten Jets vom nahen Flughafen, nun noch dieser blutrote Sonnenuntergang; man versteht ja ihre Aufregung. Kiste (mein Gemahl) insbesondere gelangt immer wieder zu der von ihm als einzig möglicher Lösung der mannigfaltigen Weltprobleme angesehenen Einfall (den er mit wildem Augenrollen vertritt), es reiche nun also endgültig und es gäbe nur eines, und alle Demonstrationen (seine Stimme wird laut und lauter und überschlägt sich schliesslich) gegen den Atomtod seien, wenn man ehrlich war, für das Anliegen der Gerechtigkeit eher hinderlich gewesen. Klumpfuss, der offenbar nicht zuhört, schnipst eben mehrmals mit den Fingern, steht dann endlich seufzend auf und holt drinnen an der Bar zwei Martini Dry. ‘Moment von Utopie’ – wendet er sich dann nach seiner Rückkehr mir zu in jenem Telegramm-Stil, den er in diesen letzte Wochen, in denen wir täglich im Garten sassen und an ihrem Buch arbeiteten, sich zugelegt hat – ‘Moment von Utopie: wenn ausgebeuter Puerto-Ricaner auf lässiges Schnipsen hin einen Drink bringt. Im Spätkapitalismus mit Menschenrechten, Gewerkschaften und anderen Affirmationen des schlechten Ganzen verschwindet mit jener Ausbeutung auch jede Hoffnung auf besseren Zustand.’ Kiste verzieht währenddessen den Mund, überlegt es sich dann doch anders, lehnt sichtlich behaglich sich zurück, fischt die Olive aus dem Drink, den Klumpfuss ihm gebracht hat, klaubt noch kauend eine Zigarette aus einer zerknitterten Packung und schlägt vor, man könne heute doch noch ans Meer fahren, die Sommermode komme, dies nur nebenbei, auch jedes Jahr mit weniger Stoff aus als ehedem.
hochzusammengesetzt - 1. Sep, 00:14