Lauschen im Hotelzimmer.
Der Wind presst sich wollüstig gegen das Fenster, Schneeflocken wirbeln verzückt durchs mattorange Licht der Strassenlampe, Klumpfuss steht im Nachthemd da, die Decke um die Schultern gewickelt, und schaut auf die Strasse. Mit Lust und Schmerz drückt er seine Hände an den glühenden Heizungskörper, der unter dem Fenster verzweifelt gegen die Kälte rauscht und klopft. Wie das so ist bei alten Heizungskörpern, wie Klumpfuss vor einigen Stunden dachte, als er schlotternd im Bett lag und den unbekannten Geräuschen des Hotelzimmers lauschte. Wie das so ist beim ersten Schnee stehen die Menschen am Fenster und schauen verzückt den ruhig fallenden Flocken zu. Diese Flocken, formuliert Klumpfuss seine Gedanken um, wirbeln aber aufwärts genauso wie abwärts, es könnte auch von unten nach oben schneien und man fragt sich überhaupt, warum diese sogenannte dicke weisse Decke über dem Pflaster liegt und nicht vielmehr in der Luft, sodass man mit beiden Händen sich einen Durchgang schaffen müsste, ginge man jetzt durch die Nacht. Wie ich mit beiden Händen diesen schmutzigen hellrosa Vorhang auseinander halte, um rauszuschauen. Notiere diesen Vergleich bitte, Edgar, ich werde daraus eine von diesen Metaphern schaffen, für die ich berühmt bin. Für die ich unter anderem berühmt bin. Edgar, vor einigen Minuten vom Nachtportier aufgeweckt worden, fiel eben ins Zimmer. Der Schnee fiel ins Zimmer, danke, weil Klumpfuss das Fenster aufgerissen hatte. Edgar schlurft müde ins Zimmer, Schreibblock in einer und Kugelschreiber in der anderen Hand, lässt sich auf den abgewetzten Sessel fallen und beginnt zu schreiben, was Klumpfuss in den Schnee hinausdoziert. Schneewehen bilden sich im Zimmer, die Heizung gurgelt verzweifelt, der Wind heult, Edgar zitterte. Klumpfuss schliesst das Fenster, setzt sich Edgar gegenüber auf das Bett und langt nach der angebrochenen Flasche. Am nächsten Morgen sind weitere 20 Seiten der Memoiren vollendet. Edgar und Karl Klumpfuss sitzen mit Augenringen im Speisesaal, streichen Brötchen, der Kellner bringt Kaffee und berichtet den erstaunten Gästen, dass das kleine Dorf aufgrund des heftigen Schneesturms, von dem sie bestimmt geweckt worden seien, von der Aussenwelt abgeschnitten sei.
hochzusammengesetzt - 16. Nov, 22:22