Klumpfuss schwellt.
Im Denken, heisst es, weiss man, das man das denkt, was man denkt. Ich denke es. Das Ich, sagte Klumpfuss, soll bekanntlich alle meine Gedanken begleiten. Bei mir aber, fuhr er fort, sprangen die Gedanken dahin und dorthin, und mein Ich war nicht schnell genug. Schliesslich lehnte es keuchend und mit hochrotem Kopf an diese oder jene Wand meines Bewusstseins, und die Gedanken, ohne ortskundige Begleitung, irrten ziellos umher, fielen Klippen runter, wurden mitgerissen von reissenden Bergbächern oder bekamen Krämpfe und starre Glieder ob der Kälte der stillen Bergseen. Nur manchmal konnten sie noch von einem aufmerksamen Vater herausgezogen werden.
Klumpfuss nahm seiner Gewohnheit nach lange Schritte, und Edgar trippelte eilig nebenher, den Block in der einen und einen Bleistiftstummel in der anderen, und nahm krakelige Notizen auf. Es war ein staubiger, offenheisser Sommertag irgendwo in Süditalien, wir können es auch nicht genau lokalisieren. Die letzten schnatternden Amerikaner waren vor einer halben Stunde überholt worden und sie waren nun allein auf der Hochebene, folgten einem berühmten Pfad, welchen, wie es hiess, schon Hannibal oder vielleicht auch nur einige Partisanen gegangen war. Das hatte der Wirt erzählt, seine fettigen Hände an der Schürze abgewischt und ihnen Wein nachgeschenkt. Edgar kam es vor, als ob seither Jahre vergangen waren, dabei war es erst gestern Abend gewesen. Klumpfuss schien den Boden kaum zu berühren und nahm, wie es Edgar vorkam, immer grössere und noch grössere Schritte. Edgar unterdessen beinahe im Laufschritt.
Es ist dieses Gefühl, schrie Karl Klumpfuss gegen den heissen Wind an, das man hat, wenn man ein ehrgeiziges Kind ist und an einem Laufwettbewerb teilnimmt. Auf halber Strecke werden die Beine taub, die Lunge brennt und man meint, die Haut löse sich vom Gesicht ab. So kam es, Edgar, hörst du, schrie Klumpfuss, dass ich sie endlich frei laufen liess und zusah, wie sie sich stritten und sich liebten, sich versammelt und hierhin und dorthin wogen oder vereinzelt sinnend auf und ab gingen.
Am Horizont tauchten Windmüllen auf. Vielleicht doch schon Spanien, wer weiss das so genau? Edgar stolperte voran, Schweiss und Staub in den Augen, Klumpfuss ein hüpfender Dämon, endlos der Wortschwall, leicht überhitzt, dachte Edgar, aber leicht ist vielleicht zu wenig gesagt. Überdies noch keinen Lohn. Klumpfuss letzthin: Die Ehre ist Ruhm genug.
... und ich rief ihnen ab und an was zu, schwoll neben ihm her aus Klumpfuss heraus, und fröhlich antworteten sie mir und klopften mir gütlich auf die Schultern. Freundeten uns nach und nach an, aber wirklich eng, weisst du Edgar, wurde es nicht. Kam nicht ganz an sie heran. Sprachen wohl hinter meinem Rücken über mich, dabei fröhliche Miene vornedurch. Edgar, hörst du mir überhaupt zu? Liess sie dann in Ketten legen und sie mussten Tag und Nacht schufften, auf das mir Ehre zuteil wurde. Aber gingen bald schon ein und es fielen auch keine neuen mehr ein. Seither still im Kopf.
Klumpfuss nahm seiner Gewohnheit nach lange Schritte, und Edgar trippelte eilig nebenher, den Block in der einen und einen Bleistiftstummel in der anderen, und nahm krakelige Notizen auf. Es war ein staubiger, offenheisser Sommertag irgendwo in Süditalien, wir können es auch nicht genau lokalisieren. Die letzten schnatternden Amerikaner waren vor einer halben Stunde überholt worden und sie waren nun allein auf der Hochebene, folgten einem berühmten Pfad, welchen, wie es hiess, schon Hannibal oder vielleicht auch nur einige Partisanen gegangen war. Das hatte der Wirt erzählt, seine fettigen Hände an der Schürze abgewischt und ihnen Wein nachgeschenkt. Edgar kam es vor, als ob seither Jahre vergangen waren, dabei war es erst gestern Abend gewesen. Klumpfuss schien den Boden kaum zu berühren und nahm, wie es Edgar vorkam, immer grössere und noch grössere Schritte. Edgar unterdessen beinahe im Laufschritt.
Es ist dieses Gefühl, schrie Karl Klumpfuss gegen den heissen Wind an, das man hat, wenn man ein ehrgeiziges Kind ist und an einem Laufwettbewerb teilnimmt. Auf halber Strecke werden die Beine taub, die Lunge brennt und man meint, die Haut löse sich vom Gesicht ab. So kam es, Edgar, hörst du, schrie Klumpfuss, dass ich sie endlich frei laufen liess und zusah, wie sie sich stritten und sich liebten, sich versammelt und hierhin und dorthin wogen oder vereinzelt sinnend auf und ab gingen.
Am Horizont tauchten Windmüllen auf. Vielleicht doch schon Spanien, wer weiss das so genau? Edgar stolperte voran, Schweiss und Staub in den Augen, Klumpfuss ein hüpfender Dämon, endlos der Wortschwall, leicht überhitzt, dachte Edgar, aber leicht ist vielleicht zu wenig gesagt. Überdies noch keinen Lohn. Klumpfuss letzthin: Die Ehre ist Ruhm genug.
... und ich rief ihnen ab und an was zu, schwoll neben ihm her aus Klumpfuss heraus, und fröhlich antworteten sie mir und klopften mir gütlich auf die Schultern. Freundeten uns nach und nach an, aber wirklich eng, weisst du Edgar, wurde es nicht. Kam nicht ganz an sie heran. Sprachen wohl hinter meinem Rücken über mich, dabei fröhliche Miene vornedurch. Edgar, hörst du mir überhaupt zu? Liess sie dann in Ketten legen und sie mussten Tag und Nacht schufften, auf das mir Ehre zuteil wurde. Aber gingen bald schon ein und es fielen auch keine neuen mehr ein. Seither still im Kopf.
hochzusammengesetzt - 30. Jan, 11:35