Schachtel randvoll mit Notizen III.
Nr. 753
Ich kannte schon lange seinen Namen und war stets darauf bedacht, ihn mit diesem zu grüssen und trotz meiner Abneigung einige freundliche Worte hervorzukramen und ihm zum Tausch anzubieten.
Er jedoch fragte stets mit unendlich arrogantem Grossmut, wie doch schon wieder der meine sei.
Man kenne ja, fügte er mit einer wegwerfenden Handbewegung an, so viele Leute, dass man sich niemals alle merken könne. Es sei aber auch, er hätte da so eine Theorie, und mit Theorien kenne ich mich doch aus, nicht wahr, ich sei das doch, er hätte da also diese Theorie: es sei gar nicht nötig, wenn nur jeder jeweils wisse, wie er selbst heisse, so sei nämlich die notwendige Information immer vorhanden und könne gegebenenfalls an die nötige Stelle übergeben werden.
Nr. 527
Jemandem zurufen, der vorbeigeht. Er steuert auf einem zu und lächelt säuerlich. Man merkt, dass man besser den Mund gehalten hätte. Keine Lust, ausgerechnet ihm zu begegnen. Es war bloss der kindliche Reflex der Freude am Wiedererkennen.
Nr. 573
Ich war während diesen Umarmungen (den oben ausführlich beschriebenen) nie ganz frei von Bitterkeit. Ein dunkler nagender Gedanke, eine ungewisse Entfremdung vielleicht, ein „Tropfen schwarzer Tinte in klarem Wasser“ – so beschrieb ich das ganz und gar unzutreffend.
Es ist mir überhaupt in letzter Zeit, genaugenommen seit vielen Jahren, seit dem 11. März 1972, völlig unmöglich, irgendwelche gehaltvolle Aussagen über meinen Gefühlszustand machen.
Da gibt es ja nur diese Allgemeinplätze. Welche, wie ich langsam zu vermuten beginne, vielleichte gerade ganz wunderbar zutreffen auf die genauso allgemeinen Gefühlszuständen. Wir sind ja „alle so formiert“, wie Luzia jeweils zu sagen pflegte.
Warum sollte man denn anders erzählen. Ist denn anders erzählen nicht gerade eine Verschleierung dieses Sachverhaltes? Edgar, hast du recherchiert,wie ich dir befahl, wie ich dich bat?
Na also, die 2000 Seiten waren ja nicht so wild.
Edgar räusperte sich und begann dann vorzulesen:
„Längst hat, auch in der Verfahrensweise von Literatur, etwas wie eine Ideologie des Besonderen sich formiert, eine Konzentration auf unverwechselbare Menschen, als ließe von ihnen noch so sich erzählen wie anno dazumal". Edgar sah auf. Klumpfuss kratze sich am Kopf. Dass es diesen nicht mehr gebe, fuhr Edgar dann fort, seltsam unwirklich in der schläferigen Nachmittagsstimmung des kleinen Cafés, habe seinen Grund darin "daß die Qualitäten, welche die Gesellschaft einmal von ihm verlangte, womöglich die Kategorie des Qualitativen selber, durch die neuen Produktionsmethoden überflüssig werden". (irgendwo in einem weinroten Buch)
Ich kannte schon lange seinen Namen und war stets darauf bedacht, ihn mit diesem zu grüssen und trotz meiner Abneigung einige freundliche Worte hervorzukramen und ihm zum Tausch anzubieten.
Er jedoch fragte stets mit unendlich arrogantem Grossmut, wie doch schon wieder der meine sei.
Man kenne ja, fügte er mit einer wegwerfenden Handbewegung an, so viele Leute, dass man sich niemals alle merken könne. Es sei aber auch, er hätte da so eine Theorie, und mit Theorien kenne ich mich doch aus, nicht wahr, ich sei das doch, er hätte da also diese Theorie: es sei gar nicht nötig, wenn nur jeder jeweils wisse, wie er selbst heisse, so sei nämlich die notwendige Information immer vorhanden und könne gegebenenfalls an die nötige Stelle übergeben werden.
Nr. 527
Jemandem zurufen, der vorbeigeht. Er steuert auf einem zu und lächelt säuerlich. Man merkt, dass man besser den Mund gehalten hätte. Keine Lust, ausgerechnet ihm zu begegnen. Es war bloss der kindliche Reflex der Freude am Wiedererkennen.
Nr. 573
Ich war während diesen Umarmungen (den oben ausführlich beschriebenen) nie ganz frei von Bitterkeit. Ein dunkler nagender Gedanke, eine ungewisse Entfremdung vielleicht, ein „Tropfen schwarzer Tinte in klarem Wasser“ – so beschrieb ich das ganz und gar unzutreffend.
Es ist mir überhaupt in letzter Zeit, genaugenommen seit vielen Jahren, seit dem 11. März 1972, völlig unmöglich, irgendwelche gehaltvolle Aussagen über meinen Gefühlszustand machen.
Da gibt es ja nur diese Allgemeinplätze. Welche, wie ich langsam zu vermuten beginne, vielleichte gerade ganz wunderbar zutreffen auf die genauso allgemeinen Gefühlszuständen. Wir sind ja „alle so formiert“, wie Luzia jeweils zu sagen pflegte.
Warum sollte man denn anders erzählen. Ist denn anders erzählen nicht gerade eine Verschleierung dieses Sachverhaltes? Edgar, hast du recherchiert,
Na also, die 2000 Seiten waren ja nicht so wild.
Edgar räusperte sich und begann dann vorzulesen:
„Längst hat, auch in der Verfahrensweise von Literatur, etwas wie eine Ideologie des Besonderen sich formiert, eine Konzentration auf unverwechselbare Menschen, als ließe von ihnen noch so sich erzählen wie anno dazumal". Edgar sah auf. Klumpfuss kratze sich am Kopf. Dass es diesen nicht mehr gebe, fuhr Edgar dann fort, seltsam unwirklich in der schläferigen Nachmittagsstimmung des kleinen Cafés, habe seinen Grund darin "daß die Qualitäten, welche die Gesellschaft einmal von ihm verlangte, womöglich die Kategorie des Qualitativen selber, durch die neuen Produktionsmethoden überflüssig werden". (irgendwo in einem weinroten Buch)
hochzusammengesetzt - 24. Feb, 13:05