Die Dynamik des Welthandels
"Zum Beispiel steht da", sagt Karl Klumpfuss zum eifrig notierenden Edgar (wir erinnern uns des Hintergrundes, weswegen er hier nicht wiederholt werden muss), "ich müsse mal etwas schreiben, das beginnt mit der selbstgewissen Wendung: 'Es tut Not daran zu erinnern, dass ...'"
Edgar malte das in seiner aparten Handschrift gewissenhaft hin hatte und hielt sich bereit, den Fortgang dieses in Stein zu meisselnden Satzes festzuhalten. Klumpfuss aber schon längst abwesend. "Gewiss ist, wenn nichts anders gewiss ist", nahm Edgar einen vergangen Faden wieder auf, in der Hoffnung, den schweigend sinnierenden Klumpfuss wieder zum Reden zu bringen, "dass ich alle meine Gedanken muss begleiten können, ansonsten nämlich, und dies sei doppelt unterstrichen, wären sie nicht meine Gedanken, sondern von mir aus irgendwelche." Klumpfuss sah schweigend auf die Strasse den Passanten hinterher, oder vielleicht betrachtete er auch nur sich selbst im gegenüberliegenden Schaufenster. Es war ein klarer, wind- und wolkenloser Tag und schon seit dem Morgen lag bleierne Hitze über die kleine Insel, in der Klumpfuss und sein Privatsekretär nun schon seit drei Monaten festgehalten waren. Klumpfuss fluchte. Edgar hatte wieder einmal den ganzen Morgen beim Polizeipräfekten verbracht, und noch immer bekamen sie ihre Pässe nicht wieder, ohne die sie nicht ausreisen konnten. In der Ferne hörten sie das lange Tuten eines auslaufenden Schiffes.
Es tut Not daran zu erinnern, wie die beiden hierher kommen. Alles begann vor einigen Monaten, als Klumpfuss in eine Gesellschaft geladen war und ins Gespräch kam mit einem englischen Gentleman. Er sei im Handel tätig, hatte dieser gesagt, und Klumpfuss hatte verständnisvoll genickt und zwei drei angemessene Fragen gestellt. Der Baumwollepreis sei wieder, wie man lese, gestiegen, und mit dem Bau des Suez-Kanals würde sich, wie man höre, und man sei ja zufälligerweise in eigener Person letzthin in Ägypten gewesen und hätte selbst vom Fortschritt Augenschein nehmen können, der Bau also würde der Dynamik des Welthandels einen ganz neuen Drall geben. Klumpfuss also dieserart hin und her geredet und sich glänzend unterhalten, ab und an ein neues Glas vom Tablett des aparten Dienstmädchens mit den glänzenden Augen. Bald vergrösserte sich der Kreis der Hörer und es fielen Einwände von Männern, welche in der anderen Zeitung etwas ganz anders gelesen hatten oder aufgrund ihres aus langjährigen Beschäftigung geschöpften profunden Wissens zu bezweifeln wagten, bald verkleinerte sich der Kreis wieder - ja, ich nehme noch ein Glas - verkleinerte sich, wie gesagt, der Kreis wieder und ich und er standen bald wieder allein. Und just dann, als wir unter zwei Augen waren, bot er mir die Stellung an, die mich hierher geführt auf diese trostlose Insel, wo als erstes mir mein Pass weggenommen wurde und auf der ich seither festsitze ohne Aussicht, dass sich meine Lage bald ändern werde. Hochachtungsvoll, schrieb Klumpfuss schwungvoll unter das Schreiben, signierte es mit vollem Namen und Dienstnummer, faltete den Brief und zwängte es ärgerlich in ein Kuvert, welche er hernach Edgar reichte zum versiegeln.
Edgar malte das in seiner aparten Handschrift gewissenhaft hin hatte und hielt sich bereit, den Fortgang dieses in Stein zu meisselnden Satzes festzuhalten. Klumpfuss aber schon längst abwesend. "Gewiss ist, wenn nichts anders gewiss ist", nahm Edgar einen vergangen Faden wieder auf, in der Hoffnung, den schweigend sinnierenden Klumpfuss wieder zum Reden zu bringen, "dass ich alle meine Gedanken muss begleiten können, ansonsten nämlich, und dies sei doppelt unterstrichen, wären sie nicht meine Gedanken, sondern von mir aus irgendwelche." Klumpfuss sah schweigend auf die Strasse den Passanten hinterher, oder vielleicht betrachtete er auch nur sich selbst im gegenüberliegenden Schaufenster. Es war ein klarer, wind- und wolkenloser Tag und schon seit dem Morgen lag bleierne Hitze über die kleine Insel, in der Klumpfuss und sein Privatsekretär nun schon seit drei Monaten festgehalten waren. Klumpfuss fluchte. Edgar hatte wieder einmal den ganzen Morgen beim Polizeipräfekten verbracht, und noch immer bekamen sie ihre Pässe nicht wieder, ohne die sie nicht ausreisen konnten. In der Ferne hörten sie das lange Tuten eines auslaufenden Schiffes.
Es tut Not daran zu erinnern, wie die beiden hierher kommen. Alles begann vor einigen Monaten, als Klumpfuss in eine Gesellschaft geladen war und ins Gespräch kam mit einem englischen Gentleman. Er sei im Handel tätig, hatte dieser gesagt, und Klumpfuss hatte verständnisvoll genickt und zwei drei angemessene Fragen gestellt. Der Baumwollepreis sei wieder, wie man lese, gestiegen, und mit dem Bau des Suez-Kanals würde sich, wie man höre, und man sei ja zufälligerweise in eigener Person letzthin in Ägypten gewesen und hätte selbst vom Fortschritt Augenschein nehmen können, der Bau also würde der Dynamik des Welthandels einen ganz neuen Drall geben. Klumpfuss also dieserart hin und her geredet und sich glänzend unterhalten, ab und an ein neues Glas vom Tablett des aparten Dienstmädchens mit den glänzenden Augen. Bald vergrösserte sich der Kreis der Hörer und es fielen Einwände von Männern, welche in der anderen Zeitung etwas ganz anders gelesen hatten oder aufgrund ihres aus langjährigen Beschäftigung geschöpften profunden Wissens zu bezweifeln wagten, bald verkleinerte sich der Kreis wieder - ja, ich nehme noch ein Glas - verkleinerte sich, wie gesagt, der Kreis wieder und ich und er standen bald wieder allein. Und just dann, als wir unter zwei Augen waren, bot er mir die Stellung an, die mich hierher geführt auf diese trostlose Insel, wo als erstes mir mein Pass weggenommen wurde und auf der ich seither festsitze ohne Aussicht, dass sich meine Lage bald ändern werde. Hochachtungsvoll, schrieb Klumpfuss schwungvoll unter das Schreiben, signierte es mit vollem Namen und Dienstnummer, faltete den Brief und zwängte es ärgerlich in ein Kuvert, welche er hernach Edgar reichte zum versiegeln.
hochzusammengesetzt - 14. Apr, 00:34