Gehirnscan, schreiben die Zeitungen, sei vonnöten.
An einem windstillen Sonntagmorgen notierte Cartesius in sein privates Cahier, dass das einzig gewisse sei: dass er denke. Das war immerhin schon etwas. Darauf, war er überzeugt, liesse sich bauen. Er hob seinen Blick vom Heft und beobachtete sehnsüchtig die Nachbarstochter, die - wahrhaft biblisch und insofern könne sein Blick, das würde jeder bestätigen, als durchwegs sittlich gelten - Wasser vom Brunnen schöpfte. Marianne Fournier war zwanzig Jahre alt und zweifellos, so dachte der seiner selbst gewisse Cartesius, bildhübsch, aber er konnte sich weiss Gott keine Heirat leisten. Nun auf einmal übelgelaunt, nachdem der Tag doch so selbstsicher angefangen hatte, tunkte er den Gänsefederkiel ins Tintenfass und kratzte einige diesmal eher lustlose Zeilen hin.
Unterdessen bewegen wir uns einige Jahrhunderte vorwärts. Gehirnscan, schreiben die Zeitungen, sei vonnöten, um früh genug verbrecherische und sittenwidrige Individuen zu erkennen und in ihrem eigenen Interesse der Besserung zuzuführen. Insgeheim, so schreibt Karl Klumpfuss, denken auch die liberalsten unter uns, dass dies wohl nicht gänzlich verkehrt sei oder doch wenigstens zum grössten Glück der grössten Zahl führe; wenn auch sie natürlich dies öffentlich nicht verlauten würden, sondern gewaltig ihre Stimme dagegen erheben und Aufklärung, Anstand und Altphilologie herbeizitieren.
Schliesslich meldete sich auch der Pontifex zu Wort und verteidigt die Freiheit zum Bösen, denn auch seine Priester vergingen sich immer wieder Mal. Die Fleischlichkeit mache doch erst den Menschen aus. Aber Sorgen müsse man gleichwohl keine wälzen, denn die Hoffnung werde uns erlösen: in spe salvi, wie er bedeutungsschwer nachschob.
Derweil im gutpreussischen Königsberg wird erinnert, was von der "Anheischigmachung König Franz des Ersten gegen Kaiser Karl den Fünften erzählt wird: was mein Bruder Karl haben will (Mailand), das will auch ich haben." Folglich: "Empirische Bestimmungsgründe taugen zu keiner allgemeinen äusseren Gesetzgebung, aber eben so wenig zur innern; denn jeder legt sein Subjekt, ein anderer aber ein anderes Subjekt der Neigung zu Grunde, und in jedem Subjekt selbst ist bald die, bald eine andere im Vorzuge des Einflusses."
Unterdessen bewegen wir uns einige Jahrhunderte vorwärts. Gehirnscan, schreiben die Zeitungen, sei vonnöten, um früh genug verbrecherische und sittenwidrige Individuen zu erkennen und in ihrem eigenen Interesse der Besserung zuzuführen. Insgeheim, so schreibt Karl Klumpfuss, denken auch die liberalsten unter uns, dass dies wohl nicht gänzlich verkehrt sei oder doch wenigstens zum grössten Glück der grössten Zahl führe; wenn auch sie natürlich dies öffentlich nicht verlauten würden, sondern gewaltig ihre Stimme dagegen erheben und Aufklärung, Anstand und Altphilologie herbeizitieren.
Schliesslich meldete sich auch der Pontifex zu Wort und verteidigt die Freiheit zum Bösen, denn auch seine Priester vergingen sich immer wieder Mal. Die Fleischlichkeit mache doch erst den Menschen aus. Aber Sorgen müsse man gleichwohl keine wälzen, denn die Hoffnung werde uns erlösen: in spe salvi, wie er bedeutungsschwer nachschob.
Derweil im gutpreussischen Königsberg wird erinnert, was von der "Anheischigmachung König Franz des Ersten gegen Kaiser Karl den Fünften erzählt wird: was mein Bruder Karl haben will (Mailand), das will auch ich haben." Folglich: "Empirische Bestimmungsgründe taugen zu keiner allgemeinen äusseren Gesetzgebung, aber eben so wenig zur innern; denn jeder legt sein Subjekt, ein anderer aber ein anderes Subjekt der Neigung zu Grunde, und in jedem Subjekt selbst ist bald die, bald eine andere im Vorzuge des Einflusses."
hochzusammengesetzt - 17. Apr, 23:43