flimmern im kopf.
Ach. Müde. Nichts schreibt sich von selbst, auch in der Nacht nicht. Vielleicht insbesondere nicht in der Nacht. Und insbesondere dann nicht, wenn der Text so schwierig ist, dass man immer gerade versteht, dass man ihn noch nicht ganz verstanden hat und vielleicht nie nie nie oder erst in 10 Jahren, was eigentlich auf das selbe herauskommt, verstehen wird.
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Es war natürlich ein hermetisches Gedicht von Karl Klumpfuss, von dem noch immer keine Gesamtausgabe erschienen ist; eine Schande eigentlich, von jedem dahergelaufenen Dichter, Denker und Dementen gibt's schon eine, und die anderen dürfen wenigstens im Fernsehen auftreten. Aber die, auf die's draufankommen würde, werden wieder einmal totgeschwiegen.
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Der Titel des Gedichts lautet: Nie Nie Nie Oder Erst In 10 Jahren
Es geht dann folgendermassen weiter: Es kommt eigentlich / auf das selbe drauf / an und zu und dann und wann gehe ich auch gerne Schlafen. / Es gab doch mal dieses Theater / Stück, es hies: 4.48 Psychosis./ Das ist in einer Stunde und 34 Minuten.
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Allerdings darf man auch nicht vergessen, dass erst das Ganze das Wahre ist. Überhaupt wollte ich eigentlich von etwas ganz anderem schreiben, aber bedenkt man dies, so muss man sowieso einfach mal irgendwo beginnen und sich dann Stück für Stück vorarbeiten. Eigentlich ganz beruhigend. Das Ganze gibts sowieso erst in 10 Jahren oder vielleicht auch gar nie. Wenn es sich dann aber als gar nicht wahr herausstellt, was dann?
Nach britischen Wissenschaftlern repräsentiert der Kortex die Ungewissheiten der Welt durch neuronales Rauschen.
Das Rauschen der Sprache. Kritische Essays IV.
Das Rauschen im Walde. Die Oscars werden gerade verliehen und es gab schon riesengroße Überaschungen.
Filter gegen das Rauschen in digitalen Bildern.
Dr. Wolf-Dietrisch Klumpfuss ist es nun gelungen, das Rauschen quasi zu überlisten.
Das Rauschen des Sandmeeres in Wien.
Die kleine Bar gab es nur in seinem Kopf, so zumindest erscheint es uns heute, im Nachhinein, es ist aber auch schon einige Zeit verflossen und einiger Fortschritt gemacht worden in diesen Dingen, und nicht nur in diesen, nein überhaupt ist die Welt ein besserer Ort geworden und die Schwalben fliegen wieder tief wie früher.
In der kleinen Bar schrieb er Notizen, die verknüllte er und warf sie fort, und betrunken betrübt stieg er ihre Treppe hoch. Und sie natürlich: voller Kleidung. Von Kopf bis Fuss. Vielleicht sogar auf dem Sprung. Oder doch Zeit für etwas halblauten Gesang?
Die Notizen verfasste sein Psychoanalytiker, las dann seine Freundin, welche sie fortwarf und betrübt die Treppe herunter stieg und als er dann in die Wohnung kam, nach zwei drei Tagen oder vielleicht auch nach Jahren, da waren die Möbel abgedeckt mit Tüchern, damit sie keinen Staub ansetzen. Er war in voller Kleidung, er war vielleicht sogar auf dem Sprung. Er hatte seit Jahren keine Zeit mehr für halblauten Gesang.
1) wie steht man morgens auf? 2) wie verzeiht man Seitensprünge? 3) is it the same moring, or a couple of days later, on the terrace?
Halblauter Gesang, lachte er höhnisch, wär ja noch schöner, also bitte, also bitte, für sowas, also bitte, für sowas hab ich seit zwei drei Tagen oder vielleicht schon seit Jahren und Jahrzehnten keine Zeit. Ficken und Sterben, darum gehts. Alles andere, da können sie getrost versichert sein, ich habe meine 15 Minuten Erfahrung darin und kann ihnen getrost versichern, alles andere ist nur sind nur hilfloses Gerede. Schauen sie doch lieber einen netten Film an vor dem schlafengehen.
Das ist nun wirklich das Ende, denkst du.
Draussen rauscht der Verkehr, ab und an ein Lachen und Fetzen eines Gesprächs von der Strasse. Es ist Freitag und die Menschen erfreuen sich an einem der vermutlichen letzen warmen Wochenenden.
Es ist verflucht kalt. Die Heizung rauscht und stöhnt, aber vielleicht sind es die Nachbarn, vielleicht bist du es? Nein, du liegst auf dem staubigen Boden und das orange Strassenlampenlicht erhellt den Raum. Natürlich wäre es gut gewesen, du hättest noch mit ihr gesprochen.
Hinter einer matten Scheibe. Nichts wirklich, weder Ekel noch Lust. Nur etwas trocken im Mund. Und das grosse dumme matte Tier. Dickes warmes Blut. Die Bilder brennen sich ein; Bilderflimmern, bis in die Träume hinein. Ritualisierte Selbstvorwürfe, vielleicht ein letzter hoffnungsloser Versuch, es doch noch in die Wirklichkeit zu bringen, so dass man es ernstnehmen kann. Doch was man alleine hat, hat man vielleicht gar nicht, es ist nie ganz sicher. Vielleicht öffnet jemand die Türe? Angst vor Menschen. Allein im Zimmer, am liebsten nie raus.
Das leise Surren einer Sony Handycam holt dich in die Wirklichkeit zurück. Du wirst gefilmt. Du hast es selbst so eingerichtet, streaming video wie man das heute selbst beim Geschlechtsverkehr macht, um sich dann zu posten in obskuren Blogs. Die Nacht in Paris war nur der Anfang. Mit Google Earth kann man auch nackte Menschen suchen, wie sie auf Hausdächern rumliegen.
Der Wirklichkeit, denkst du, muss man sich immer versichern durch eine Kamera. Die Kamera als das Andere, welches dich konstituiert. Was in einem langen historischen Prozess in den Kopf hineingedrängt wurde, bricht nun wieder hervor; die internalisierte Selbstbeobachtung weicht der technischen Selbstüberwachung.
Etwas Kleines, Hartes, in sich Zurückgezogenes, ein äusserliches Abbild des Geistes, der im hintersten Winkel des Kopfes sitzt.
Der Mund wächst zu, wenn man lange nicht spricht, davon bist du überzeugt. Deshalb die Kamera. Dann bist du nicht allein.
Anstrengung, sich zu fokusieren. Gesprächsverhalten unsicher. Nur das schon Bekannte kann man noch formen. Das geht noch, immerhin das noch. Klein und hart, beruhigt sich erst bei gutem Zureden und Absenz von Menschen. Da nützt auch die Türe nichts, wenn man Stimmen hört. Mattglastüren noch unerträglicher. Johlen oder Rütteln an der Türe. Man vergisst es besser gleich, kann sich vielleicht noch nach Hause retten, wo endlich Erlösung. Und scheint dann so einfach.